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Tobias Mayer   

 

  Luftbildaufnahme aus der Bauzeit 1914

Aus den Unterlagen der Esslinger Denkmalschutzbehörde:

Die ehemals am Stadtrand liegende, einen großen Innenhof umschließende Anlage
entstand 1914/15 für das II. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 125. Es wurde
entworfen vom Esslinger Militärbauinspektor Graser.

Esslingen war schon im 18. Jahrhundert eine bedeutsame Garnisonsstadt, die Truppen
sind zunächst jedoch in bereits vorhandenen älteren Gebäuden (z.B. im Sirnauer
Kloster) kaserniert worden. Der erste eigenständige Kasernenbau ist die 1914/15
errichtete Becelaere-Kaserne geworden, so benannt zum Andenken an die Kämpfe
des hier untergebrachten Regiments im 1. Weltkrieg in Flandern, bei Becelaere vor
Ypern.

Die noch weitgehend original überlieferte Sachgesamtheit dokumentiert in
exemplarischer und qualitätsvoller Weise die Anlage und Architektur einer großen
Infanteriekaserne am Ende des Wilhelminischen Kaiserreichs. Um einen rechteckigen
Exerzierhof mit baumgesäumten Turn- und Reitplätzen sind mehrere z.T. isoliert
stehende Walmdachbauten errichtet worden, die Mannschaftsunterkünfte, 
Stabshaus, Exerzierhaus, Wirtschaftsbauten und Wohnungen für Offiziers-
familien (Flandernstraße /Pfaffenackerstraße) beherbergten. Den architektonischen
Mittelpunkt der Anlage nimmt die symmetrische Baugruppe der beiden Mannschafts-
unterkünfte an der nordöstlichen Langseite ein. Sie ist durch ausgewogene Gliederung
der voluminösen Baukörper im neoklassizistischen Stil der Stuttgarter Schule
Theodor Fischers gekennzeichnet, mit weit heruntergezogenen Walmdächern, 
markantem umlaufendem Traufgesims auf Konsolen, klassizistischem Dreiecksgiebel,
Okuli usw. Adäquat gestaltet sind auch die übrigen Kasernenbauten, wobei das
Offizierswohnhaus durch gesteigerten, zum Barockisieren tendierenden Aufwand
bei der Detailbildung auffällt. Alle Gebäude sind auch im Inneren vergleichsweise
original überliefert, mit gefelderten Türblättern, dekorativen Treppengeländern,
neoklassizistischen Pfeilern etc. Die ehemaligen Torpfeilerbekrönungen des
Kaserneneingangs sind heute am Gefallenendenkmal im früheren Garten des
Garnisonsverwaltungsinspektors ausgestellt.

Die Sachgesamtheit stellt - in seinem gesamten historischen Bestand - ein Kultur-
denkmal aus wissenschaftlichen (insbesondere architekturgeschichtlichen) und
heimatgeschichtlichen (mit Blick auf die ortgeschichtliche Bedeutung) Gründen
dar. An ihrer Erhaltung besteht öffentliches Interesse wegen des dokumentarischen
und exemplarischen Wertes sowie auch Originalitätswertes für die bauliche Gestaltung
und Architektur einer spätwilhelminischen Kaserne in Württemberg.